Sonntag, 27. Oktober 2013

Warum Pferde jede Therapie ersparen ...

Ich liebe Pferde. Fabelhafte Tiere. Fressen hervorragend Würfelzucker, Heu und die ganze Wiese. Als überzeugte Veganer auch echte Trendsetter. Prima streichelbares Fell. Und sie können die Ohren in alle Richtungen bewegen. Überaus praktisch. Versuche das seit Jahren, klappt aber nicht.

Von klein auf wollte ich immer selbst ein Pferd. Hatte aber uneinsichtige Eltern. Meinten, sie wären ausreichend beschäftigt mit vier Kindern. Mein wohl durchdachter Vorschlag, eines von den anderen einzutauschen, wurde nicht umgesetzt. Grummel.

Traf später auf vernünftigen Verlagsgeschäftsführer Elmar, der dem Thema zugänglicher war. So begann beeindruckende Reitkarriere. Als echte Greenhorns kam es uns nicht komisch vor, dass die natürliche Umgebung  von Pferden kleine vergitterte Boxen waren. Schande. Kannte bis dato aber zum Vergleich nur Meerschweinchen. Und einen Hund. (Diesem Wunsch hatten die Eltern nachgegeben. Und wir mussten nicht mal eines der Kinder dafür eintauschen! Da gings dann, wie?!)

Aber gut, man lernt dazu. Ging damals allen so! Eindeutige Parallelen zum genialen Tier- und Naturfilmer Erich Pröll ("Abenteuer Mustang") - Der war anfangs auch davon überzeugt, dass man auf ein Pferd nur von der linken Seite aufsteigen darf ... Warum, wusste niemand so genau. Es wird sich schon jemand was dabei gedacht haben. Wir jedenfalls nicht. Das mit dem Denken kam erst später.


Es ist so: Für eigene Pferde hat man keine Zeit. Weil, das geht einfach nicht. Und die kosten ... Unglaubliche Verpflichtung. Chaos inklusive.
Wir waren uns völlig einig.


Saß gemütlich zu Hause. Der beste Geschäftsführer von allen kam vorbei. "Übrigens ich hab jetzt ein Pferd."
Aha ...??
"Ja, das ging nicht anders."
Aha...!

Ein Pferd für zwei bremst gemeinsame Aktivitäten. Daher - völlig logisch - braucht man ein zweites Pferd. Wir waren uns völlig einig.
Hm. Und ja, ... es kostet.... und es braucht Zeit. Chaos inklusive.

Andererseits: Es spart Geld für den Psychiater und jede Form von Therapie. Man kommt wegen akuten Zeitmangels nicht zum Denken. Formt auch den Charakter, wenn man auf die verschiedensten Arten runterfliegt und sich traut, wieder aufzusteigen. Wie im echten Leben.

Irgendwann entwickelt man sogar eigene Gedanken zur Pferdehaltung. Unter Umständen brauchen die nämlich gar keine bunten Decken, hübschen Gamaschen, Ohrenschoner ... Und das Fell dürfte eine gewisse Funktion haben. Überraschenderweise fallen sie auch nicht tot um, sobald eine Stalltür offen bleibt.

Saßen an herrlichem Hochsommertag friedlich im Stall. Leichter angenehmer Regen setzte ein. Hektisches Aufschreien und Rumrennen der Pferdebesitzer - Pferde völlig gefährdet auf der Koppel! Tollkühn riskierten wir es: Ließen die Pferde auf der Wiese. Der Stallknecht war irritiert. Werde nie die Ironie in seiner Stimme vergessen: "Könnten  sterben ..." Wir stiegen aber augenblicklich in seiner Achtung.

Jeder bekommt das Pferd, das er verdient. Und wenn man sich anstrengt, akzeptieren die einen sogar in der eigenen kleinen Herde als etwas seltsames Pferd. Man muss nur aufpassen bei der gegenseitigen Fellpflege...

Mein Hadfi - schönster Fuchswallach von allen - hatte einen gewissen Sinn für Schabernack. Prinzipiell sprang er nie beim ersten Mal über ein Hindernis, fand es lustig sich plötzlich vor Dingen zu schrecken, an denen er vorher hundertmal ruhig vorbeigetrabt war und es dauerte Jahre, bis wir uns darauf einigten, dass wir auf der Galoppstrecke nicht plötzlich aus dem Wald herausbrechen, sondern manierlich wie alle anderen starten.

War sein Leben lang höchst verliebt in seine Stute Romana. Warum er sich trotzdem ohne Grund anschlich, sie ansatzlos kräftig ins Ohr biss und dann wegrannte, während sie vor Wut rot unter dem schwarzen Fell wurde, weiß ich wirklich nicht.Hatte aber bestimmt tieferen Sinn.
Werde das gelegentlich bei Elmar ausprobieren.

Vermisse die Pferde - galoppieren nun im Pferdehimmel - und zeige gewisse Ansätze, doch psychologische Hilfe zu benötigen. Brauche also neues Pferd. Werde Erich Pröll fragen, wie es aussieht mit seiner Mustangzucht. Hm. Wen könnte ich eintauschen ....?



Sonntag, 20. Oktober 2013

Was macht ein Extremläufer, wenn er unterwegs was vergessen hat?

Bin persönlich keine große Läuferin. (Ja, auch nur 1,63, aber sehr groß für meine Größe.)
Wenn Gott oder das Spaghettimonster gewollt hätten, dass wir uns rasch fortbewegen, hätten wir kleine Rollen statt der Füße. Wäre aber vielleicht problematisch bei steilen Wegen...

Fitness ist eine wichtige Sache. Wegen der Kleidergrößen, der Daueranwesenheit von Spiegeln und natürlich damit man in der Pension friedlich im Meer schwimmen kann, ohne auf der Flucht vor Walfängern zu sein.

Sport also.

Persönlich bevorzugt: Schwimmen. Geht aber nicht, weil ... (siehe weiter unten Blogeintrag "Querschwimmer").

Super für eh fast alles: Pilates. Geht aber auch nicht, weil ... die gegen mich arbeiten. Vermute Verschwörung von Autoren, deren Manuskripte ich ablehnen musste. Gebuchter Kurs wegen Teilnehmermangels abgesagt. Macht Sport Leute, so geht das nicht!

Bleibt das Laufen. Sehr ideal, weil komplettes Trainingsgebiet direkt vor der Haustüre.

Habe also Läuferkarriere gestartet. Man benötigt:
  1. gnadenlosen Ehemann am Anfang - für die Motivation. (Es macht nix, wenn Sie dabei aus dem Bett fallen. Das ist gut für Sie!)
  2. Komplett-Ausrüstung für Ultra-Super-Läufer (auch wenn Sie anfangs 9 Minuten für den Kilometer brauchen, macht das mehr Spaß mit Laufuhr. Pulsfrequenz souverän ignorieren. Roten Kopf auch.)
  3. ein Ziel (jaaaa, Ilse Dippmann, der Frauenlauf ist super)
  4. dickes Korsett fürs Selbstbewusstsein (Wussten Sie, dass Schnecken eigentlich wahnsinnig schnell sind?)
  5. Freunde, die auch laufen und die es nicht stört, wenn Sie Verbesserungen im Promillebereich stundenlang diskutieren. (Entlastet Motivator aus Punkt 1.)
Verblüffendes Zwischenergebnis, wenn Punkt 1 ausreichend hartnäckig durchgeführt wurde: Laufen beginnt irgendwann Spaß zu machen. Klingt komisch, ist aber so. Doofes Grinsen um sechs Uhr morgens inklusive. Gut ausgedacht vom Spaghettimonster, das mit den Endorphinen.

Der Schweinehund stellt Diskussionen irgendwann ein. Beisst seltener und kraftloser. (Oder lauert und entwickelt perfide Pläne. Schnappt dann bei Überanstrengungs-Hüft-Knie-Sonstwas-Leiden aus dem Hinterhalt zu.)

Gehe also auch heute wieder laufen.

Befolge routiniert eingeplanten Ablauf:
Nicht nachdenken, aufstehen. (Wenn man schnell ist, weckt man den Schweinehund nicht.)
Anziehen - jeder darf, wie er will, macht nix, wenn das seltsam aussieht.
Musik mitnehmen - beschwingt und fördert dämliches Grinsen.
Geld einstecken - auch Sonntags werden Zeitungen nicht geklaut!

Stiegen runter gehen zwecks Aufwärmung, dabei Musikgerät schon einschalten. Kleiner Tipp: Schuhe vorher ordentlich zubinden - Aua. Ignoriere tapfer aufgeschlagenes Knie.

Draußen Laufuhr einschalten - verdammt. Laufuhr vergessen. Wieder zurück.

Aber jetzt!

Lostraben. Ha, haaa! Bin schnell, unglaublich schnell. Habe soeben Frau überholt. Gut, die geht nur, sieht aber sehr fit aus. Laufuhr bestätigt Geschwindigkeitsrausch nicht, kann aber kaputt sein. Blöde Technik.

Werde von Mann in leuchtendem  T-Shirt überholt. Wahrscheinlich schwerer Komplex und Schwierigkeiten mit Frauen. Beeindruckt mich nicht.

Laufe ein paar Stufen hinauf im Belvederegarten. Sehr steil hier, extremer Anstieg. Bin Hero.

Hab schon fast 5 Kilometer geschafft. Bin praktisch  Langstreckenläuferin. Denke an seelenverwandten Norman Bücher, Extremläufer. Gut, der läuft unwesentlich länger. 1200 Kilometer durchs Australische Outback. Das gibts!  Wieso weiß ich jetzt auch nicht so genau. Ist aber faszinierend.

Was macht eigentlich ein Extremläufer, wenn er mal seine Laufuhr vergessen hat? Ich mein, ist ja blöd. Da rennt der vielleicht schon 600 Kilometer und dann merkt er, dass die Laufuhr noch auf einem Stein beim letzten Lager liegt. Rennt der dann zurück? Oder bestellt er unterwegs eine neue und die liefern ihm in die Wildnis? Ist er besser organisiert oder hat er eine Checklist? Woher weiß er überhaupt den Weg? Rennt sein Schweinehund mit oder trägt er den im Rucksack? Und was, wenn der Schweinehund mitten in der Wüste plötzlich aus dem Rucksack springt?

Mir fällt sein Leitspruch aus dem Buch "Die Kraft des Willens"  ein: Quäl dich, du Sau! (Ja, drastisch, aber hat was.)

Noch ein paar Meter. Ich schaffs, ich schaffs, ich schaffs!
Norman Bücher wär stolz auf mich. Bestimmt.











Freitag, 11. Oktober 2013

Verlagsleiterinnen und die Sache mit der Technik. Hat das Zukunft?

Es ist schön Verlagsleiterin zu sein - man hat alles im Griff und versteht die eigene kleine Verlagswelt. Ich komme jeden Tag gerne ins Büro und plaudere mit den Mitarbeitern darüber, was es so Neues gibt...

 "Die Beta-Version des neuen Illustrator ist nicht kompatibel mit der aktuellen Release des Betriebsystems, weil der letzte Patch einige Keyes in der Registry erased hat."

Häääääää?

"Beim E-Book müssen wir das XML noch debuggen, weil wir nicht die aktuelle DTD haben."

Wie bitte? Wie? Was? - DTD - Höchstgefährliche Substanz! Wollen die den Verlag sprengen oder wie? Finde ich absolut illoyal! Oder haben E-Books jetzt eine neue bösartige Zusatzfunktion?

Der artigste Geschäftsführer von allen ist so freundlich und übersetzt den Kauderwelsch in Verlagsleiterinnen-Sprache. Puhh, Glück gehabt. Verlag wird nicht gesprengt.

Habe bis jetzt keine Technik-Phobie. Trage das Prädikat "advanced user". Verliehen von einem Technikfreak, der entzückt darüber war, dass ich beim Outlook die Funktion "Keine Lesebestätigungen senden" selbstständig entdeckt habe. Aber gut, der ist Kummer gewohnt. Welchen Satz hören Computerfuzzis von anderen am häufigsten: "Ich hab nix gemaaaaacht!"

Bei Ferialjob habe ich einmal die ganze IT-.Abteilung hysterisch aufgescheucht. Aber bitte: Das war berechtigt. Der Bildschirm war plötzlich schwarz! Und ich hab - eh schon wissen - nix gemacht! Katastrophe. Wichtige Informationen weg. Der IT-Spezialsit war blitzschnell zur Stelle und - hm - steckte den Stecker wieder rein. Kann man ja nicht wissen.

Der beste Geschäftsführer von allen fällt stets in einen speziellen Tonfall mit langsamer und betont deutlicher Sprechweise, wenn eine gewisse Verlagsleiterin Computerprobleme vermeldet.

Halte mich aber für aufgeschlossenen User. Gut, bin vielleicht kein Genie. Habe aber wirklich guten Zugang zur Technik.

Schon als Kind beim ersten Kassettenrecorder, der aufnehmen konnte(!!) war ganz klar, was der Bruder mit "Da muss man jetzt den Rückwärtsgang einschalten" gemeint hat.

Im Buch von Sven Gábor Jánszky "2025 - So arbeiten wir in der Zukunft" habe ich höchst gespannt gelesen, was alles auf uns zukommt. Verblüffend - schockiernd - wunderbar ... Buche sofort Technikkurse. Alternative Möglichkeit: Verbünde mich mit Kleinkindern, die mir alles erklären.

Bis ich alles verstanden habe, tarne ich mich. Entwickle eigene Verlagsleiterinnen-Sprechweise. Beim nächsten Technikfuzzi, der mir Unverständlichkeiten präsentiert, brüll ich dann zurück:

"Nimm die aktuelle Beta-Version deines Rückwärts-Releases und patch sie in deine registry!"

Sonntag, 6. Oktober 2013

Querschwimmer - Auch irgendwie politisch

Bin begeisterte Schwimmerin. Theoretisch. Und im Urlaub. Und bis ich fassungslos vor den verschlossenen Türen des Stadthallenbads stand.
Habe nun Asyl im Amalienbad gefunden. Wie sämtliche anderen Stadthallenbad-Vertriebenen auch. Wir schwimmen jetzt alle dort. Vorzugsweise gleichzeitig.

Schwimmen wird zur Nebensache, der Pool zur Nahkampfzone.
Ich will doch nur gemütlich meine Bahnen schwimmen, um mich anschließend im Bewusstsein der Sportlichkeit zufrieden zum Mittagessen zu begeben.
Ist aber nicht möglich. Zwei Tempi - ausweichen - zwei Tempi - ausweichen - zwei Tempi - Aua! - zwei Tempi - "Idiot!".
Es bleibt also nur die Möglichkeit selbst zum Pool-Ninja zu mutieren oder das Ganze philosophisch anzugehen. Entscheide mich für Zweiteres - mangels entsprechender kämpferischer Fähigkeiten. Ich kann nur gut zwicken, im Notfall auch beissen, bin also im Wasser entschieden im Nachteil.

Studiere eingehend die um mich herumtobenden Wasserratten und identifiziere eindeutige Typen.

Typ 1 Hardcore-Planscher:  Vorzugsweise männlich, die Welt blickt auf sie. Sie schwimmen nicht, sie haben eine wichtige Aufgabe. Vermutlich Vorbereitung auf Olympia. Das Wasser ist der Feind, die anderen existieren nicht..
Taktische Strategie für andere: Ausweichen - schnell!

Typ 2 Möchte-Gern-Hardcore-Planscher: Auch vorzugsweise männlich. Täten gern so wollen, wie Typ 1 kann. Fehlt aber an schwimmerischem Können. Wird wettgemacht durch hartnäckiges so tun als ob. Eindeutig identifizierbar durch heftige Strampelbewegungen und eifriges  Kopfdrehen beim Kraulen - über Wasser.
Taktische Strategie für andere: Gefährlich, weil unkontrollierbar. Nix wie weg!

Typ 3 Gesundheits-Strampler: Männliche und weibliche Vertreter. Irgendjemand hat ihnen gesagt, dass Schwimmen gesund ist, vor allem Rückenschwimmen. Wärs auch. Wenn man es kann. Findet aber eher walroßartig statt. Brauchen mindestens zwei Bahnen. Etwas ungelenkes gleichzeitiges Rudern mit beiden Armen. Wurscht, ob viele andere im Becken sind. Große Empörung, wenn ihnen jemand draufschwimmt - "Schaun Sie doch, wo Sie hinschwimmen. Ich seh doch nichts auf dem Rücken!"
Taktische Strategie: Angriff (aus erzieherischen Maßnahmen) oder unten durchtauchen.

Typ 4 Plapper-Schwimmer: Vorzugsweise weiblich und immer zu zweit. Die Frisur darf nicht nass werden. Gemütliches Nebeneinanderschwimmen mit langen Pausen am Beckenrand. Warum seit Jahren mit der Figur nix weitergeht - "jetzt geh ich eh schon zweimal die Woche schwimmen, aber ich nehm nicht ab" -  ist hauptsächlicher Teil der Konversation.
Taktische Strategie: mit möglichst heftigen spritzenden Kraulbewegungen Platz schaffen

Typ 5: Querschwimmer: Hoch gefährlich, weil vollkommen uneinsichtig. "Ich hab doch auch das Recht zu schwimmen!" Einer gegen alle, aber das mit Vehemenz.
Taktische Strategie: Typ 1 und 2 auf sie hetzen.

Typ 6: Verlagsleiterinnen, Autorinnen, nette Menschen: Motto: Ich will doch nur ein bisserl schwimmen. Versuchens immer wieder. Werden durch Erfahrung nicht klüger.

Entscheide mich nun für den Rückzug in den Nichtschwimmerbereich.

Auf dem Rückweg lese ich in der U-Bahn im Buch von Gerhard Fenkart-Fröschl "Quereinsteiger". Köstliche politische Satire. Ignoriere verstohlene abschätzige Blicke der anderen, weil ich laut lache.

Schlagartig erkenne ich Parallelen zwischen politischen Organisationen und meiner bahnbrechenden Schwimmer-Katalogisierung. Schuppen fallen aus den nassen Haaren vor Erkenntnis. Bin auf  etwas wirklich Großes gestoßen. Vor meinem geistigen Auge springen Vertreter der politischen Gruppierungen ins Wasser und ich sehe klar ihren wahren Charakter.
Entscheide mich spontan, beim ORF anzurufen und mich als politische Analystin anzubieten. Statt Filzmaier. Völlig neue Betrachtungsweise. Wird mir viel Ruhm einbringen. Werde Buch darüber schreiben und in die Geschichte eingehen.

Und ab nächster Woche steig ich um auf Pilates.