Freitag, 14. November 2014

Stressmacherin spart Zeit …

„Warum hast du mich nicht geweckt?!“
Vorwurfsvolle Morgenbegrüßung der Stressmacherin in dekorativem Streifenpyjama.
„Na, du hast so gut geschlafen, da wollt ich dich nicht wecken“, meint liebevoll der beste Ehemann von allen.
Trifft aber nicht auf volles Verständnis.
„Aber ich muss auf die Buchmesse! Und vorher muss ich noch …“
„Machst du mir Kaffee?“
„Was?“, hörbare Schnappatmung, „ich sag doch, ich muss noch …“
„Aber ich war laufen, und wer laufen war, kriegt Kaffee gemacht.“
„Wuaaaascht!“, schreit die Stressmacherin.

Circa 3 Minuten später.
Stressmacherin hat geduscht, sich schön gemacht, alles eingepackt, dem Ehemann liebevolle Anweisungen für den Tag gegeben.
Der ist froh über diese Fürsorglichkeit.
„Was bist du denn so hektisch?!“
„Na, ich muss auf die Messe.“
„Aber die rennt dir doch nicht weg!“
„Ja, das sagst du! Aber ich muss noch Vorschauen mitnehmen und dann stehlen die wieder alle alle Bücher und ich sitz allein vor einem leeren Stand. Und alle Autoren fragen mich, wo ihre Bücher sind.“
„Ich tät dich ja hinfahren.“
„Dafür hab ich keine Zeit. Bis du angezogen bist, ist die Messe zu Ende.“

Circa 3 Minuten später.
Stressmacherin war im Verlag, alles gecheckt.
Alle sind froh darüber.
Jetzt auf dem Weg zur U-Bahn.
Fahrschein hab ich vorsorglich schon gezückt. Das geht dann schneller. Spart Zeit.
Renne hinunter zur U-Bahn. Keine da.
Sehr gut. Dann kann ich bequem bis nach vor gehen und dort einsteigen. Spart Zeit beim Aussteigen.

Ahhhhhh.
Warum halt ich den Fahrschein in der Hand?
Aber vor allem: Warum hab ich den nicht entwertet!
So spart das überhaupt keine Zeit! Gar nicht!
U-Bahn fährt ein.
Das schaff ich noch, das schaff ich noch ….
Raufrennen, Fahrkarte zwicken runterrennen, einsteigen.

Verdammt. Kein Entwerter.
Zug fährt ab.
Wuaaaaascht! Kommt ja wieder einer ….
Wieder runterflitzen.
Auf der anderen Seite raufrennen.
Neue U-Bahn fährt ein.
Das schaff ich noch, das schaff ich noch.
Fahrkarte entwerten.
Wieder runterrennen.
Zug fährt vor der Nase ab.
Wuaaaaascht. Kommt ja wieder einer.

Ruhig, Ganz ruhig. Alles kein Problem.
Was rät Manfred Rauchensteiner in dieser Situation oder Natalia Ölsböck?
Oder wie sagt Gaby Graupner: Ich wachse über mich hinaus …
Jawohlll!
Und bleib ruhig und gelassen, und genieße das Leben, wie Beate Handler sagt.
Und geb mein Bestes, wie Gabriel Schandl sagt.
Und ….

Endlich, Zug fährt ein.
Warum schaun mich die alle so komisch an?
Bin ich halt etwas verschwitzt. Und außer Atem und derangiert. Na und?
Habe Mission. Muss Bücher vor Entführung retten.

So. Endlich auf der Messe.
Rase zum Stand.
Visionen vom ausgeraubten Stand …

Hm. Noch kein Schwein da.
Stand gottverlassen und allein.

Warum hetzen mich alle immer so?

Donnerstag, 18. September 2014

Ganz normale Zeitplanung einer Stressmacherin ...

Ich hab gern alles schön geplant.
Komischerweise führt das zu den immer wieder gleichlautenden Dialogen.
[Neee, ich nenn keine Namen von irgendwelchen Verlegern, die ein völlig anderes Zeitgefühl haben...]

"Wann fahren wir los?"
"Haben wir eh gestern abend schon besprochen."
"Ja, also wann denn?"
"Wann möchtest du denn fahren?"
"Um halb elf Uhr."
"Gut."
[Pause]

"Also fahren wir um halb elf los?"
"Ja, haben wir doch gesagt."
"Also ich meine, wirklich um halb elf aus der Tür gehen. Nicht erst dann fertigmachen."
"Mmm."
[Pause]

"Wie spät ist es jetzt?"
"Zehn nach zehn."
"Na gut, dann mach ich mich jetzt fertig."
[Eindringlich dreinschau ...]

...

"Es ist viertel elf!  Willst du dich nicht auch fertigmachen?"
"Was? Dann sind wir ja schon viel zu spät! Viertel über elf?
"Nein. Es ist viertel elf. Auf Wienerisch. Das bedeutet: Viertel über 10."
"So sagt doch keiner."
"Doch in Wien schon."
"Ja. Aber sonst keiner ..."
"Es ist aber logisch. Ich sag ja auch Dreiviertel und halb ... dann muss es auch Viertel heißen..."
"Nix. Das heißt Viertel über ..."
"In Wien heißt es Viertel ... [... es folgt beliebig oft die Wiederholung des bisher Gesagten]
[Pause.]

Stressmacherin steht fertig gekleidet mit Tasche in der Tür.

"Machst du dich nicht fertig?" [betont ruhig]
"Gleich. Ich lös noch ein Sudoku."
"Jetzt?!! - Aber das dauert doch!" [betont ruhig - für Stressmacher-Verhältnisse]
"Geht ganz schnell."
"Bist wohl ein Superhirn. Aber bitte übersieh nicht die Zeit!"
"Mmm."
[Pause]

"Kommst. Du. Dann. ... Bitte."
"Jaaa. Ich lad mir nur noch schnell die E-Mails runter. Geht ganz schnell."
"Bitteeee! Wir sind eh schon spät dran!" [verhaltenes Kreischen]
"Ja, ich komm ja schon. Ist doch immer das Gleiche ..." [Verleger-Ehe-Krise-Gipfel]

Beim Verlassen des Hauses
"Da siehst du's. Wir sind total spät dran."
"Na und? Was versäumen wir?"
"Also, ... Aber wir haben gesagt, dass wir um halb gehen ..."
"Und jetzt ist es eben Dreiviertel ..."
"Ja, aber wir haben gesagt, wir gehen um halb. Du bist ein waschechter Poly!"
"Und du bist ein Mono!"
"Poly!"
"Mono! Mono! Mono" [beliebig oft wiederholbarer Dialog - endet in Gelächter oder Ehekrise]

"Siehst du ... jetzt kommen wir zu spät!"
"Wohin, wir haben doch gar keinen Termin!"
"Trotzdem."
"Entspann dich! Es ist SONNTAG!"







Samstag, 28. Juni 2014

Stressmacherin in Gartenidylle

Was für ein herrlicher Morgen!
Garten direkt vor der Türe. Alles schläft, Ruhe, Stille. Herrlich. ....
Man könnte direkt den ganzen Tag hier stehen und diese Idylle bewundern..
Bin jetzt entspannte Genießerin, atme dauernd und tief, wie Beate Handler im Buch "Mit allen Sinnen leben" empfiehlt, und bin durch nix aus der Ruhe zu bringen.
Voll achtsam, die ganze Zeit. In jedem Augenblick des Lebens ...

So. Gut. Hab jetzt alles angeschaut. Fertig.

Was jetzt?
Hab einen ganzen Sonntag für tiefste Entspannung, Regeneration und Erholung. 
Erledige das gleich jetzt in der Früh, dann hab ich den Rest des Tages frei.
Ausgezeichneter Plan. 
Werde hier sofort auf dem Rasen Yoga machen. In vollendeter Körperbeherrschung, versteht sich.

Aua. Kreuz verrenkt. Außerdem rennen hier Ameisen herum. Na ja, wird bestimmt überbewertet das mit dem Yoga. Ich mein, wie soll das entspannen, auf den Händen stehend die Füße hinter den Ohren verkreuzt. Die haben das bestimmt auch nicht richtig verstanden.

Könnt ja auch schnell mal ins Facebook schauen. Teile gemütliche Stille mit allen. Sorge also gleich auch für die Welt.
Versende virtuelle Blumengrüße an liebe Freunde. 
Dazu brauch ich auch dringend Kaffee.
Oh ... der Nachbarshund wartet. Will morgendliches Begrüßungsleckerli.
Und hier wuseln Unmengen kleiner Vögel rum. Schauen mich vorwurfsvoll an. Muss mein Frühstück ihnen geben. Sonst spielen sie vielleicht Szenen aus "Die Vögel" nach.
Jetzt schaut mich wieder die Schildkröte böse an, hat auch Anspruch auf Fütterung. Die sind ja auch gefährlich. Beißen einem glatt den ganzen Arm ab mit ihrem ..... hm. relativ kleinen Kiefer.
Himmel, das ist der reinste Zoo hier. 
Ich kann ja auch noch von Blume zu Blume fliegen und Honig sammeln.
Wieso entspannen sich die nicht einfach alle?

So. Was war jetzt mit dem Kaffee?
Und muss flitzen, um eine Zeitung zu holen.
Zeigt, wie man ruhig und entspannt wird und völlig zu sich selbst findet. Dabei ausgeglichen, fröhlich und selbstbewusst ist und einfach alles genießen kann.

Wie ich halt ...

Donnerstag, 5. Juni 2014

Stressmacherin wieder unterwegs ...

Sie ist daaaa, sie ist daaa, sie ist daaaaa!
Die neue Verlags-Vorschau natürlich. Was sonst?!  Der Nabel der Welt, das Salz in der Verlagssuppe, das A und O im Alphabet. Oder so.

Na gut, sie ist NOCH  N I C H T  ganz da. Kreisch! Warum nicht?
Warum. Ist. Die. Noch. Nicht. Geliefert.!!! Warum?
Buchhändler interessiert doch kein Online.
So geht das nicht.
Rufe stündlich in der Druckerei an. Animiere den besten aller Geschäftsführer ebenfalls viertelstündlich bei der Druckerei nachzufragen.
Dann gibt’s ja auch E-Mail.
Und ob ich auch noch zusätzlich ein Fax …
Na gut, na gut …. Wart ich halt. Wird schon kommen.
Kann inzwischen mit Grafiker Modifikationen der Online-Version besprechen. Der freut sich.

Etwas Kopfweh.

Wo bleibt jetzt die Vorschau?
Frage Druckerei, Grafiker, Mitarbeiter, Chef, Spediteur, Nachbarn  – bestimmt hat sie wer gemopst oder erfolgreicher Verlag wird absichtlich sabotiert. Kann schon sein.

Wie? Was? Schon lang direkt bei der Auslieferung angeliefert? Warum sagt mir das keiner. Ich telefonier da stundenlang … Typisch. Mir sagt keiner was.
Ich mein, ich weiß nicht … Bin ich der Verlagskasperl hier?!

Nervöses Zucken der Augenbrauen.

Aber gut. Ist das erledigt.
Was jetzt?
Gut. Nach der Vorschau ist vor der Vorschau.
Rufe Grafiker an. Wegen Covers für 2015. Der freut sich.

Leichte Verspannungen.

Wieder was. Jetzt? Autoren quäl…. Sanftes Nachfragen, wo die Manuskripte bleiben.
Wie schon lang abgegeben?
Okay. Lektoren organisieren. Gar nicht so einfach. Krank, auf Urlaub, ausgewandert, … Rücksichtslos die Leute!

Hysterische Schnappatmung.

So stopp jetzt. Selbstberuhigung. Ruhig atmen. Haben wir schon gelernt.

Stelle mir kleinen Fisch in ruhigem Aquarium vor. Wirkt angeblich beruhigend. Auf Pferde zumindest.
Da fällt mir ein: Könnte Urlaub buchen. Bin vielleicht gar schon zu spät.

Unkonkretes Unwohlsein.


Hm. Lese gerade im Buch „Signale des Körpers“  von Claudia Kloihofer dass der Körper dauernd mit einem spricht.

Hat der nichts anderes zu tun?!

Mittwoch, 26. März 2014

Unter uns Schweinehunden ...

Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinggggg!!

Was, wie, Hilfe! Was war das? Ach so, der Wecker. Mistding. Wer stellt den auch auf 6 Uhr? Morgens! Wer? Wer?

"Sorge dich nicht, das war ein Versehen. Siehst du, es ist noch ganz dunkel draußen. Schlaf noch ein bisschen. Das tut dir gut und du brauchst ja die Kraft." - Sehr vernünftig. Wer spricht da? Hm. Sieht nett aus, groß, treuherzige Augen, riesige Ohren, süßer Rüssel, kleines Bäuchlein. Liebenswert. Klarer Fall von Schweinehund.

"Nix daaaa! Raus aus den Federn! Hopp, hopp, hopp! Du kannst den Frauenlauf gewinnen! Das ist sicher. Du bist pfeilschnell. Hat sogar Norman Bücher gesagt. Na gut, hat er nicht. Würde er aber, wenn er wüsste, dass du potenzieller Pfitschipfeil bist."

Gaaaaah?!! Was ist das? Es ist rieeeesig. Es ist häääässlich. Es sieht aus wie der liebe nette Schweinehund in der Böse-Variante. Wie bei Spiderman. Dark Spider-Piggy! Au zwick! Was will der?
Und da! Noch einer! Unter der Decke, er bewegt sich! Hilfe. Ach so, nein, Fehlalarm. Ist das Ehegespons. Das will aber auch, dass ich die Wohnung verlasse. Böse Zweckschaft.

"Es ist aber dunkel draußen!", widerspricht der süße Schweinehund. Ich sag ja, der ist vernünftig, der Sweety.
"Nix, das ist die Jalousie", entgegnet Spider-Piggy mit bösem Grinsen.

"Und es ist kalt!", wendet Sweety nun ein.
"Nix, es gibt passende Felle!" - unbeirrbar und hartnäckig dieser Spider-Piggy.

Na gut. Geh ich eben die Welt retten. Laufen mein ich. Ist ja auch irgendwie wichtig für die Welt. Ob ich jetzt nach 34 oder 35 Minuten ins Ziel komm.

"Du hast ganz klar die völlig falsche Einstellung!", weist mich Spider-Piggy nun scharf zurecht.  "So wirst du nie den Frauenlauf gewinnen! Niemals, niemals, niemals!"

"Papperlapapp!", gibt sich Sweety liebenswürdig. "Darum gehts doch! Das braucht sie gar nicht. Soll sich ausruhen. Das ist viel wichtiger. Gesunder Schlaf, Erholung, Entspannung, das ist viel wichtiger! Also troll dich, du Troll!"

Ganz meine Meinung. Hab ich schon erwähnt, dass Sweety sehr vernünftig ist?
Aber, hm, nun ja, vielleicht kann ich ja gewinnen? Ich mein von Norman Bücher hätt auch keiner geglaubt, dass der 250 Kilometer - oder waren es 600? - durch den Dschungel rennt.

Also looos, auf zum Training. Schluss mit dem Schweinehund, der einen hier nur dauernd zurückhält!

Ich kann's schaffen, ich kann's schaffen! Spider-Piggy hat doch recht. Ich werd gewinnen, ich werd alle überholen, ich renn wie ein Schneider .... (Warum eigentlich Schneider?)
Haa, haaa - ich bin toll, ich bin toll, ich bin .....

.... Hm. ....  Langsam. Also schon schnell, im Vergleich zu den Jahren, in denen ich nicht gelaufen bin. Vielleicht gewinn ich also doch nicht den Frauenlauf ....

"Nur nicht aufgeben! Gleich noch mal. Solange du noch atmen kannst, hast du nicht alles aus dir rausgeholt!", schimpft Spider-Piggy. Aua! Gemeinheit! War das ein Elektroschocker?

"Jetzt ist Schluss! Du musst dich schonen! Hör nicht auf den Troll. Du machst sie doch ganz kaputt!", geifert Sweety unsweety zurück.

"So gehts nicht! Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, nur der schnelle Läufer fängt das Band, ohne Fleiß kein Preis und wer nicht wagt, der nicht gewinnt!", trumpft Spider-Piggy auf.

"Aber in der Ruhe liegt die Kraft! Alles Gute kommt sowieso von oben und wer nur mehr wagt, der spinnt!", tönt Sweety triumphierend.

Und ich? Stehe. Zwischen. Zwei. Sich. Unterhaltenden. SCHWEINEHUNDEN! Bin ich schizophren? Vielleicht wach ich auf und bin in einer Anstalt? Dachte, jeder hat nur einen Schweinehund. Wieso hab ich zwei? Wieso? Und warum hauen sich die jetzt?

Beschließe, dass ich mit denen nix zu tun habe, mach mir erst mal Frühstück und schnapp mir das neue Buch von Charlotte Mitsch "Psychisch fit wie nie zuvor". Obwohl: Geistig bin ich gesund. Ganz sicher.

Wer lacht da?

Freitag, 7. Februar 2014

Warum Kaugummi am Schuh glücklich macht

Nein! Voll reingetreten! Kaugummi am Schuh! Wie gemein. Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. ELENDE. WIEDERKÄUER. Möge eine riesige hungrige Kuh euch verschlingen und nach dem Verdauen durch alle sieben Mägen wieder ausspucken. Kriegt man ja auch nicht ab das Ding. 
Wie soll ich so meinen Vortrag halten? Wenn ich die ganze Zeit nur an meine Schuhsohlen denken muss.
Vielleicht komm ich sowieso nicht bis zum Vortrag und bleib unterwegs irgendwo kleben….


Irrtum!  Das Leben ist gerecht und schön!
Liebe Kuh, friss die Wiederkäuer doch nicht! Halt dich weiter ans Gras. Ist sowieso gesünder.

Da steh ich kaugummibesohlt bei meinem Vortrag – und es erweist sich als richtiges Glück!
Habe nämlich die dumme Gewohnheit, viel zu viel dabei herumzurennen. Die armen Menschen, die mir zuhören, kommen sich vermutlich vor wie bei einem Tennismatch.
Rechts, links, rechts, links – wo ist sie schon wieder …
Kaugummi am Schuh verhindert das Rumrennen. Erlaubt nur seltene Schrittchen, damit Zuhörer nicht auf komisches schmatzendes Geräusch aufmerksam werden.
Haben die nicht gemerkt – und Vortragsqualität stark verbessert. Leute waren wahrscheinlich dankbar, dass sie anschließend keine Genickmassage brauchten.

Bedanke mich herzlich bei dem fürsorglichen Wiederkäuer. (Komm mir nur bitte nicht vor dem Frauenlauf in die Quere.)

Stimmt mich auch nachdenklich der Vorfall: Wer weiß, wie viele unglaubliche Glücksmomente ich verpasst habe, weil ich mich geärgert habe. Werde fürderhin sämtliche missliche Lebenssituationen danach durchforsten, wo sich das Glück versteckt haben könnte.


Ohhh, Kaffee aufs T-Shirt geschüttet. Bestimmt auch ein verborgener Glücksfall!

Donnerstag, 23. Januar 2014

Stressmacherin probierts mit der Achtsamkeit ...

"Und dann müssen wir schnell ein Konzept für die Besprechung machen, und dazwischen hüpfen wir zum Supermarkt und vielleicht geht es sich ja noch aus ....", - plane wieder mal den Tag.

"Nix", widerspricht der Gemahl in bestimmtem Ton. "Du machst jetzt ein Achtsamkeitstraining. Immer nur eine Sache hintereinander. Und dazwischen atmen!"

Wie atmen? Das geht bei mir quasi automatisch. Als Sicherheitsventil dient die hysterische Schnappatmung. Aber gut, na bitte. Lasse mich ja gern belehren. Vorhaben für 2014: einen Gang zurückschalten.
(Heißt das, ich renn die paar Schritte zum Aufzug nicht, sondern gehe langsam?)

Gut, marschiere also los, hinüber ins Büro. Prima. Kann ich gleich mit den Eltern telefonieren, Geburtstagsfeier mit den Geschwistern besprechen und im Verlag mein Kommen ankündigen. Sehr achtsam voll die Zeit genützt. (Ha - und das alles in drei Minuten.) Gar nicht so schwer.

Hopps rein in den Verlag - Mantel weg, Kopierer aufdrehen, Abstecher in die Küche zum Kaffeeautomaten, Computer - braucht wieder ewig zum Hochfahren, aber da kann ich inzwischen die Unterlagen am Schreibtisch ordnen und für ein Schwätzchen ist auch noch Zeit.
E-Mails lesen, Kaffee trinken (Aua, noch heiß!).

Also wirklich, da schreiben die Leute E-Mails und dann rufen sie in derselben Sekunde auch noch an. Keine Ahnung von Achtsamkeit. (Falls wer mitliest: Nein, du bist nicht gemeint. ...)
Erste Maßnahme der Achtsamkeit: E-Mails werden jetzt nur jede halbe Stunde abgerufen, kann die Technik ja alles.
So, sehr schön, sehr ruhig.

Hmmmm. Vielleicht war aber was Wichtiges in der Zwischenzeit? Könnt ja sein, einer schickt eine Anfrage wegen eines neuen Bestsellers und gerade dann schau ich nicht rein?! Und wenn der dann nicht anruft, um zu fragen, ob das E-Mail angekommen ist .... Undenkbar. Könnte ja schnell mal zwischendurch auf Empfangsbutton klicken .... Nur so zur Sicherheit ... Nein, eh nix. Nichts versäumt. So. Also, wo war ich?
Ah ja, ... atmen ...
Gut, erledigt, mach ich demnächst wieder.
Deshalb reduzieren die ganzen Super-Yogi die Atemzüge. Verstehe. Spart Zeit. Sehr schlau.

Warum sind da wieder 24 Ordner gleichzeitig offen? Wer war das?, Wer, wer?
So, immer eins nach dem anderen.

Ganz überzeugt bin ich aber nicht: Ich mein, was, wenn sich das ein Koch denkt? Nein, jetzt mach ich nur die Vorspeise, und bei der Hauptspeise nur die Beilagen. Das geht gar nicht. Hat also Schwächen dieses Konzept. Bin ja auch Chefkoch meines Lebens. Salz und Pfeffer inklusive.

Lese nach im Buch "Mit allen Sinnen leben". Autorin Beate Handler meint das alles irgendwie anders ....
Man soll beim Atmen gar nicht Zeit sparen ....

Gehe am Abend heim ... Blätterrauschen in den Bäumen ... Schön. Bin ganz von Sinnen ...